Innovationen überschreiten Grenzen
Bei der Konzeption, Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte auf zwei Kontinenten sind ganz unterschiedliche Kriterien zu berücksichtigen. Welche Konsequenzen dies in der Praxis hat, erfahren derzeit Studierende ganz praktisch – im gemeinsamen Projekt mit Kommilitoninnen und Kommilitonen in den USA. Die Fördergesellschaft unterstützte das Projekt mit einem Zuschuss zu den Reisekosten.
Kundensegmentierung: abgehakt. Nächster Punkt: Produktionsverfahren. Hannah Streit und Philip Tecklenburg sitzen vor einer langen Checkliste wie auch ihnen gegenüber auf einem Bildschirm fünf amerikanische Studenten der Clarkson University in Potsdam im amerikanischen Bundesstaat New York. Die Studierenden treffen sich regelmäßig zu Online-Konferenzen, um die Einführung einer App für Studierende in den USA und Deutschland vorzubereiten, Arbeitsaufgaben aufzuteilen und Probleme zu diskutieren, wie zum Beispiel unterschiedliche Datenschutzvorgaben. „Ich habe bereits ein Auslandssemester in den USA verbracht, aber in diesem Projekt virtuell in einem internationalen Team zu arbeiten, hat mich sehr gereizt“, erläutert Philip Tecklenburg, der den Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit der Vertiefung Elektro- und Informationstechnik belegt.
15 Studierende aus vier der sechs Fakultäten der HTWG und 33 Studierende der Clarkson University haben das Angebot angenommen, in der Veranstaltung „Technologiemanagement“ internationale Erfahrungen der anderen Art zu machen. Prof. Dr. Frank Best, im Studiengang BWL Professor für Internationales Management, hat die Veranstaltung für das Studium generale – also offen für alle HTWG-Studierenden – gemeinsam mit Prof. Michael E. Wasserman, Ph.D., von der Clarkson University konzipiert. Mit der Clarskson University verbindet die HTWG eine langjährige, sehr gute Partnerschaft im Austausch von Lehrenden und Studierenden. „Wir möchten unsere Studierenden für die europäischen wie auch amerikanischen Komponenten des Technologiemanagements sensibilisieren und kulturelle, soziale, politische und rechtliche Unterschiede deutlich machen“, erläutert Prof. Dr. Best.
Die Veranstaltung sieht Vorlesungen der beiden Professoren vor – live übertragen per Webkonferenz oder durch im Vorfeld angefertigte Videopräsentationen. Parallel bereiten die Studierenden in elf Gruppen seit mehreren Wochen per Webkonferenz, Mail und gemeinsamer Dokumentenbearbeitung die Grundlagen für eine erfolgreiche Markteinführung ausgewählten Produktideen vor. Catja Schmutz, die im siebten Semester Gesundheitsinformatik studiert, arbeitet mit ihrem Team an der Einführung von beheizbaren Handschuhen. „Wir diskutieren viel über Skype über das Produkt. Ein Problem sind zum Beispiel die unterschiedlichen Sicherheitsvorschriften in den USA und Deutschland“, erläutert sie. Auch ihre Kommilitonin Ela Dursun erlebt den anderen Umgang mit Sicherheit in den USA. Sie arbeitet in ihrer Gruppe an der Einführung einer „Uhr mit Notfallknopf als Angriffsschutz“: „Der Markt in den USA ist alleine schon deshalb größer, da das individuelle Sicherheitsbedürfnis viel größer ist.“
Prof. Wasserman und Prof. Best sind sich sicher: „Nach Besuch der Veranstaltung werden die Studierenden die Grundlagen des Technologiemanagements kennen und in der Lage sein, individuelle, organisatorische und soziale Faktoren, die technologische Innovationen ermöglichen oder auch verhindern, zu beschreiben.“ Und ganz beiläufig sammeln die Studierenden persönliche Erfahrungen in der Arbeit mit interdisziplinären und internationalen Teams. Höhepunkt der Veranstaltung war die gemeinsame Präsentation ihrer Ergebnisse – ganz analog vor Ort in den USA. (aw)
Hannah Streit, BWL-Studentin, und Philipp Tecklenburg, Masterstudent Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau, diskutieren mit Kommilitonen der Clarkson University im amerikanischen Bundesstaat New York über ihr gemeinsames Projekt.